Der Startschuss vom Angestellten zum Selbständigen benötigte damals 5 Jahre. Rückblickend eine verdammt lange Zeit. Ich will nicht sagen, dass dieses Bezahlmodell generell schlecht ist, aber jeder Topf braucht seinen Deckel.
Zugegeben, in dieser Zeit befand ich mich schon in geistiger Vorbereitung auf eine zweite Einnahmequelle bzw. die Umwandlung in einen Selbständigen.
Der liebe Jung
Gemäß dem Hundemodell von Bodo Schäfer muss ich wohl überwiegend der Labrador und in Teilen auch der Dackel sein. Jedenfalls habe ich in dieser Zeit immer brav meine Arbeit durchgeführt. Gerne auch mal am Wochenende oder in der Nacht, nicht zuletzt wegen der attraktiven Zuschläge. Die Auftragslage war gut, neues Personal kam an Board. Das Stresslevel stieg an, die Arbeit wurde chaotisch. Ich hatte keine Ahnung, wer ich bin und was ich will. Meine Motivation sank rapide und ich fand Trost mit künstlich generierten Glücksgefühlen.
Plötzlich Feierabend
Zugegeben, dass Modell der Hierarchie mit sogenannten Vorgesetzen und Untergebenen entspricht nicht meinem Weltbild. Trotzdem scheint die Mehrheit das irgendwie zu mögen. Also fand ich mich damit ab. Einer der Oberen hatte es eines Tages jedoch etwas zu gut gemeint und war der Ansicht, mich anzuschreien sei extrem kompetent. Ich befand mich in der Pause, dies wurde aber aus mir unbekannten Gründen nicht erkannt oder akzeptiert. Jedenfalls konnten wir uns nicht einigen und gelangten kurze Augenblicke später zum Betriebsleiter.
Es gab ein kurzes Gespräch, und kurz danach befand ich mich mit der Kündigung und einer kleinen Abfindung in der Tasche auf dem Heimweg.
Gemischte Gefühle
Freudig kam ich gegen 11:00 Uhr ungeplant nach Hause und sagte meiner Frau: „Schatz, ich habe früher Feierabend gemacht“. „Für immer.“
Die Freude über das Ereignis erschien mir an diesem Tage etwas einseitig.
In den folgenden Monaten kam es zu einer Mischung aus Aufbau eines Onlineshops und virtuellen Kriegsspielen in der Nacht. Es war eine schöne Zeit, aber nach 6 Monaten wollte ich dann auch mal wieder mehr Geld verdienen.
Ein neuer Anfang
Im Frühjahr bekam ich erste Aufträge in meinem Kernbereich, von da an gab es immer wieder Folgeaufträge und mein Wissen wuchs stetig. Irgendwann waren die Einnahmen aus dem Onlineshop nicht mehr gegen den Aufwand vertretbar. Dieser wurde stillgelegt und der Lagerbestand veräußert.
War in dieser Zeit immer alles einfach?
Man wächst an seinen Aufgaben, es gab lange Zeit eine Mischung aus Ego Erfolgserlebnissen und Existenzängsten. Glaubt mir, dass wird erst zur Routine, danach pendelt es sich ein.
Momentaufnahme als Selbständiger
Die Auftragslage ist gut, Reisebereitschaft jedoch ein Muss. Kapital beruhigt ungemein.
Das gesammelte Wissen ermöglicht höchste Flexibilität und sehr kurze Einarbeitungszeiten in einem stark gefragten Umfeld. Das Gefühlsleben ist ausgeglichen und der Optimismus unbesiegbar. Das Leben als Selbständiger werde ich bis zum Ende durchziehen. Das des Angestellten findet keinen Platz mehr.
Ich weiß heute wer ich bin und was ich will.
Mein Tipp
Solltes du auch überlegen, vom Angestellten zum Selbständigen zu mirgrieren, verschwende keine Zeit. Wenn es das ist, was du willst, wirst du Erfolg haben. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht Morgen, aber Übermorgen ganz bestimmt.