Die ersten Monate in Paraguay

Die ersten Monate in Paraguay

Paraguay, Raum Caacupe‘, Außentemperatur 42 Grad, Innentemperatur 32,4 Grad. Mein Bewegungsapparat hat sich an die Motorik eines Faultieres angepasst. Ich befürchte, dass meine Haut den maximalen Bräunungsgrad mittlerweile erreicht hat. Es wird also Zeit, sich neue Betätigungsfelder zu suchen. Aktuell sind drei Monate seit der Auswanderung nach Paraguay vergangen. Höchste Zeit, einen Bericht über die ersten Monate in Paraguay zu verfassen.

Mesa de Entrada

Die Mesa de Entrada ist die Vorstufe zur Cedula, der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung für Paraguay. Das Highlight am Tage der Beantragung war der Geldwechsel. Naiv in meiner Vorstellung musste der Geldwechsler eine seriös gekleidete Gestalt in einem aufgeräumten Büro mit Zählmaschine sein. Tatsächlich war die Zählmaschine eine männliche Person mit diversen Tätowierungen und saß mit mir in einer alten S-Klasse. Drumherum zwei nette aber irgendwie auch bedrohliche Gestalten, die Schmiere standen. In der Mittelkonsole lag für den Fahrer griffbereit der Revolver. Der Einwanderungshelfer auf dem Rücksitz übersetzte und der Fahrer zählte die Euroscheine in einer Geschwindigkeit, die der einer Zählmaschine sehr nahekommt.

Mietwagen

Unser aktueller Mietwagen, ein Toyota kleinerer Bauart, ist ein umgebauter Rechtslenker. In Paraguay ist so etwas nicht ungewöhnlich. Selbst mit so einem Vehikel ist es möglich, mit 50 km\h bei Regenwetter über eine Erdstraße zu fahren. Beim letzten Mal haben wir dabei das Radio lauter gedreht und lauthals gelacht. Rally Paraguay. Eine längst vergessen geglaubte Leichtigkeit hat sich wieder in unserem Leben eingefunden. Sie darf gerne bleiben.
Bei solchen Geräten hat der Beifahrer übrigens endlich mal sinnvolle Aufgaben. Schließlich ist die Tankklappe von der „Beifahrerseite“ aus zu öffnen.

Mobilität

Weil es Spaß macht, unauffällig ist und zudem extrem sparsam, haben wir uns zwei Motorräder gekauft. Unseren Mietwagen werden wir bald zurückgeben. Damit fällt der Großeinkauf zwar weg, aber das ist nicht wirklich tragisch. Bis zum Supermarkt ist es nicht weit. Ein Autokauf ist zwar grundsätzlich vorgesehen, aber wird auf die lange Bank geschoben. Mir ist es lieber, wenn die potenzielle Kaufsumme im Depot verweilt.

Unterkunft

Durch einen glücklichen Zufall haben wir ein Mietobjekt gefunden, welches ich bereits vor unserer Auswanderung auf einem Maklerportal gesehen hatte. Dort hatte es bereits mein Interesse geweckt gehabt, jedoch ist mir der Kaufpreis zu hoch. Auch die Lage ist eher schlecht. Zur Miete ist es mit 11,7 Hektar Grundstücksfläche jedoch genau das Richtige. Jetzt kann ich die Anlage von Klipsch auch aufdrehen, ohne Sorge vor der Polizei zu haben.

Nahrungsangebot & Esskultur

Während in der westlichen Welt viel Wert auf Kontakte gelegt wird, ist in Paraguay eher spannend zu wissen, wo man etwas herbekommt. Die einen haben dies, die anderen das. Grundsätzliche Dinge gibt es auch im kleinsten Supermarkt. Im Allgemeinen wird hier nicht viel Wert auf kulinarische Vielfalt gelegt. Gegessen wird, was bei 3 nicht auf den Bäumen ist. Als verwöhnter Europäer findet man sich auf einer Schnitzeljagd wieder.
Es gibt hier aber auch Sachen, die ich vorher nicht kannte. Insbesondere die Auswahl an Fruchtsäften ist hier sehr ausgeprägt. Zwar müssen wir für den Kauf drei verschiedene Supermärkte anfahren, aber die liegen glücklicherweise alle an derselben Straße.

Tiere

Noch immer entdecke ich jeden Tag eine neue Tierart. Meine besten Freunde sind aber die beiden Pferde auf der Ranch. Mit 15 Jahren auf dem Buckel haben die genauso viele Falten auf der Haut wie ich. Gegen Mittag dösen die beiden gerne unterm Quincho. Wenn die beiden hören, dass ich die Tür zum Kraftfutter aufsperre, kommen sie im Galopp herbei und wiehern. Der Chef (Wallach) bekommt sein Futter natürlich zuerst. Mittlerweile sind zwei Rottweiler Welpen eingezogen. Diese lernen neben den Pferden gerade den Umgang mit Hühnern und Katzen.

Indiana Jones

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mit der Machete umgehen konnte. Das Ding ist leicht und effizient, einige Bäume habe ich im anliegenden Dschungel bereits damit gefällt. Gegen Moskitos hilft die leider nicht.
Zum Glück habe ich meinen Schlapphut mitgebracht, so gut ausgestattet suche ich gelegentlich nach dem heiligen Gral. Ein tolles Workout.

Heimat

Zum ersten Mal im Leben habe ich das Gefühl am richtigen Ort zu sein. Hier sollen meine Knochen verrotten. Die saubere Luft, die 300 Sonnentage im Jahr und das beste Grundwasser weltweit schaffen eine solide Basis. Diese wird durch die Kultur in Paraguay mit Wertesystemen wie „Leben und leben lassen“ & „Tranquillo“ gefestigt.

Straßenverkehr

Zugegeben, in Deutschland bin ich öfters negativ im Straßenverkehr aufgefallen. Hier in Paraguay ist mein Fahrstil eher defensiv. Überholt wird oft von allen Seiten, aber stets nehmen andere Fahrer Rücksicht. Dieses Beharren auf das eigene Recht gibt es hier kaum. Fahren und Fahren lassen. Bei Dunkelheit bleibe ich aber lieber der Straße fern, zu viele fahren betrunken oder ohne Licht. Erdstraßen gibt es hier einige, zum Glück mochte ich schon immer das Fahren im Gelände.

1 Kommentar zu „Die ersten Monate in Paraguay“

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