Hochwasser
Bild: bilanol | Freepik.com (Symbolbild)

Einsatz als Helfer nach dem Hochwasser im Ahrtal

In der vergangenen Woche wurden weite Teile des Ahrtales vom Hochwasser zerstört oder unbewohnbar gemacht. Mangels Medienkonsum kam ich erst am 16.07.2021 dazu, das Thema näher zu beleuchten. Ich spürte danach eine starke Betroffenheit und beschloss, den Menschen zu helfen. Darum schreibe ich heute über den Einsatz als Helfer nach dem Hochwasser im Ahrtal im Ort Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Spenden

Am darauffolgenden Samstag machten wir uns auf zum Supermarkt und kauften Tierfutter & Konserven. Danach packten wir alles Mögliche an brauchbarer Kleidung, für die wir teilweise schon seit Jahren keine Verwendung mehr hatten, in Kartons und ruften unzählige Stellen zwecks Abgabe an.
Schließlich fanden wir ein Altenpflegeheim, welches die Spenden dankend entgegennahm.

Es ist nicht genug

Das tiefe Gefühl der Betroffenheit wurde nicht weniger. Der restliche Samstag füllte sich mit Ratlosigkeit und Verzweiflung. Der Wunsch nach mehr Unterstützung für die Opfer wuchs stetig. Am Sonntagmorgen erreichte mich ein Aufruf über Telegram.
Andere haben einen Shuttlebus organisiert, welcher vom Haribo Werk nach Ahrweiler pendelte.

Auf nach Bad Neuenahr-Ahrweiler

Umgehend haben wir uns bepackt mit Arbeitskleidung, Eimern, Handschuhen und Trinkwasser auf den Weg dorthin gemacht.
Vor Ort waren bereits einige Helfer und gemeinsam bestiegen wir den Bus. In Ahrweiler angekommen, verteilten wir uns und fragten dort die Menschen, ob wir helfen können. Bereits die zweite befragte Person nahm unser Hilfsangebot zögerlich aber dankend an.

Wie im Krieg

Wir begaben uns in den Keller eines Mehrfamilienhauses und tauchten ein in schlammiges Wasser. Eimer für Eimer füllten wir mit einer Mischung aus aufgeweichten Kartonagen, Schlamm und kaum definierbaren Gegenständen.
Erst langsam wurde mir bewusst, dass wir hier bei Fremden in das private Leben eintauchten.
Draußen fanden sich endlose Schuttberge. Strassen waren entweder verschwunden oder stark beschädigt. Überall waren Rohre, Leitungen und Kabel zu sehen. Eine komplett zerstörte Infrastruktur. Autos fanden sich ineinander verkeilt in Vorgärten wieder.
Immer wieder spürte ich eine starke Traurigkeit, die zu Tränen rührte.

Hoffnung

Können Menschen, die vor den Trümmern ihres Lebens stehen Hoffnung haben?
Nach den Erlebnissen an diesem Tag kann ich das eindeutig mit Ja beantworten. Inmitten von Schlamm und Geröll haben hunderte Helfer gemeinsam mit den Betroffenen Keller leergepumpt und ausgeräumt. Andere liefen durch die kaputten und mit Schlamm bedeckten Strassen und verteilten Essen, Getränke, Handschuhe und spendeten Trost oder Motivation.
Nie zuvor habe ich solch ein Leid und gleichzeitig solch eine überwältigende Solidarität erlebt.

Schattenseiten

An diesem Tag habe ich über 90% der helfenden Kräfte als Privatpersonen, Bauern oder Firmen erkannt. Einsatzkräfte vom THW, der Bundeswehr, der Polizei oder Feuerwehr waren kaum zu sehen.
Stattdessen finden sich am nächsten Tag Politiker ein, um Wahlkampf zu machen. Zusätzlich beginnt wieder die mediale Diffamierung der politisch ungewollten Hilfskräfte. Ganz so, als ob eine helfende Hand zunächst einer politischen Prüfung unterliegen müsste.
Diese Vorgänge machen einfach nur wütend und helfen niemandem.
Die Betroffenen brauchen jetzt und in Zukunft unbürokratische Hilfe. Und deswegen sind wir auch am nächsten Wochenende wieder vor Ort. Ganz einfach ohne nach Erlaubnis zu fragen!

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