Nichts ist mehr wie es war. Am Wochenende zwischen März und April 2024 tauchte ich noch tiefer in die psychologische Ebene beim Thema Trading hinein. Wieder einmal lag ich mit meinem Gespür auf der richtigen Seite und erhielt eine Bestätigung von außen. Dabei blieb es jedoch nicht. Denn glücklicherweise ist dieses Thema bereits sehr gut erforscht und dokumentiert. Alleine hätte ich noch Jahre gebraucht, um vollständig dahinterzukommen. Dieses Mal durfte ich jedoch ordentlich abkürzen. Der Money Report April 2024 dokumentiert eine völlig neue Richtung bei der Art und Weise, wie ich den Kapitalmarkt betrachte.
Performance
Nach wie vor kein hoher Stellenwert in meiner aktuellen Phase, aber trotzdem ein wichtiger Messwert:
Positionen
Inhaltlich hat sich hier nicht viel getan:
Auf der Couch
Nachdem ich auf Zensurtube die Videoserie „Auf der Coach“ von Roland Ullrich öfter als ein Dutzend Mal angeschaut hatte, versuchte ich, das im Trading umzusetzen. Ich bin seitdem bestrebt, wie im Titelbild schematisch dargestellt, stets in der Mitte zu bleiben. Bereits am ersten Tag war ich sehr erschrocken darüber, wie viele Trades (>=99%!) ich bis dahin emotional gestartet hatte. Aktuell starte ich weniger Trades und analysiere gleichzeitig meine Emotionen. Die Tradingentscheidung fälle ich vorher und versuche, mich dann an meinen Plan zu halten. Das funktioniert nur teilweise gut, Verlustserien (mehrere Tage hintereinander) machen mir noch zu schaffen und ich fürchte, da liegt noch etwas in meinem emotionalen Keller, was noch gesehen werden will. Ich bin neugierig darauf, was es sein wird.
Fehlende Geduld habe ich mehrheitlich vorzuweisen. Lustig, wie mein Gehirn dann Rechtfertigungen findet, um Positionen zu starten. Gerne warte ich über der Base nicht auf den Stop-Buy, sondern ziehe diesen etwas herunter, da ich mir ja sicher bin.
Weiterhin entdeckte ich einen limitierenden Glaubenssatz. Den Gedanken, einen Erfolg nicht verdient zu haben. Solche Glaubenssätze führen offenbar zu selbstzerstörerischem Verhalten. Ich muss zugeben, dies nicht gewusst zu haben, die Auswirkungen jedoch immer wieder zu beobachten. Macht aber nichts, denn auch hier habe ich schon eine Spur. Am Ende hängt es eh wieder nur am Elternhaus. Man ist eben nur ein Mensch.
Im Detail ist meine Selbstzerstörungssequenz anscheinend so aufgebaut, dass ich versuche, mit der gleichen Methode, welche in einer dafür passenden Marktphase funktioniert, in einer unpassenden Marktphase weiterhin Geld zu verdienen. Weiterhin verliere ich dann die erlernte Disziplin.
Vor einigen Monaten hatte ich über das Einfrieren geschrieben. Jetzt ist mir klar, dass mein Reptilienhirn hier einfach das Verstecken aktiviert hatte.
Trading
Ich hatte in der ersten Monatshälfte versucht, vornehmlich Swings durchzuführen. Hier wurde mir einiges durch GAP’s mit einer Spannweite von bis zu 3 Handelstagen kaputt gemacht. Insbesondere nach den CPI-Zahlen wurden nahezu alle Pluspositionen mit Verlust vernichtet. Ich änderte meine Strategie dann auf kleine Positionen mit mittelfristiger Haltedauer und gelegentliche Intraday-Trades. Weiterhin verbrachte ich den Rest des Monats vorwiegend damit, meine Emotionen zu beobachten und auszuwerten. Nicht zuletzt deshalb, weil das Gefühlschaos und der Gedankengulasch und die damit einhergehenden „internen“ Diskussionen oft zur Handlungsunfähigkeit geführt hatten.
Wenn ich die Profis richtig verstehe, ist aktuell zudem einfach kein gutes Marktumfeld für ordentliche Swings. Und die Moneten sind mir zeitweise ebenfalls ausgegangen.
Der Ausbruchshandel lief ordentlich, wegen sehr kleiner Positionsgrößen jedoch kaum profitabel. Mir geht es hierbei aber auch ausschließlich darum, erfolgreiche Strategien so oft zu wiederholen, bis diese im Unterbewusstsein verankert sind und dann automatisiert ablaufen.
Bei den Optionen war meine Margin bereits am (persönlichen) roten Bereich angekommen, deshalb lief dort nicht viel. Eine eingebuchte TSLA Position hatte ich zuvor bewusst nicht gerollt, weil ich an solchen Dingen meine mentale Stärke trainieren will. Ich brachte mit dieser Position mit Short-Calls Geld in die Kasse. Hierbei nutze ich gleich die Gelegenheit, eine neue Strategie zu testen. Ich würde diesen Prototypen mal als Staircase-Short-Call bezeichnen.
Gelegentlich bin ich beim Trading in alte schlechte Gewohnheiten zurückgefallen und hatte teilweise sehr spät den Stecker gezogen. Die Verlustregel wurde dabei nicht verletzt, aber ich fing immer wieder an, mir die Dinge schön zu reden und hatte Tradingpositionen im Verlust nachgekauft. Es wird wohl noch etwas dauern, mir dieses Verhalten für Tradingpositionen vollständig abzutrainieren. Im Gegenzug dazu wende ich die Strategie des Verbilligens derzeit jedoch wieder zum Aufbau einer mittel oder langfristigen Position gezielt an. Doch auch dann gilt meine 10% Verlustregel. Lediglich PRS-Positionen bleiben davon unberührt. Obwohl die erste Monatshälfte mies lief und ich mich relativ wenig im Markt aufgehalten hatte, komme ich mit einem realisierten Gewinn i.H.v. 1.224,68€ davon.
Praxisbeispiel Swing-Trading Einstieg
Das nächste Bild zeigt exemplarisch einen Einstieg, nach dem ich suche, um Positionen für einen Swing-Trade aufzubauen. Sofern die Position im Gewinn bleibt, versuche ich bei einer passenden Gelegenheit, aufzustocken. Durch die starke Volatilität ist dieses Vorhaben im Moment wenig erfolgreich:
Dr. Seltsam
Lange Zeit wunderte ich mich darüber, dass aufgestockte Positionen im Aufwärtstrend nahezu immer kurzzeitig in den Verlust liefen, nicht immer, ohne diesen Verlust realisiert zu haben. Jetzt, wo mein Timing durch das Warten auf Pullbacks langsam besser wird und meine Aufstockungen kleiner werden, laufe ich seltener in diese Verlustbereiche. Das motiviert mich, geduldiger zu werden, FOMO zu unterdrücken und meine Starterpositionen etwas größer zu gestalten.
Zen-Meister
Vor über einem Jahrzehnt hatte ich krankheitsbedingt Meditation betrieben, diese Episode dauerte jedoch nur ein Jahr. Ich habe diese Aktion jetzt wieder in meinen Tagesablauf eingebaut, jedoch schaffe ich aktuell gerade einmal 30 Sekunden. Das sagt doch so einiges über meinen Geisteszustand aus. Damals schaffte ich in der Spitze etwas mehr als eine Stunde. Entsprechend ausgeglichen war ich dann. Allerdings empfand ich mich in dieser Zeit als zu passiv und sah nach meiner gesundheitlichen Verbesserung keinen weiteren Bedarf. Jetzt dürfte der passive Zustand genau das Richtige für mich sein.
Spätzünder
So ganz langsam und allmählich beginne ich, zu begreifen, dass es Marktzyklen gibt und ich darauf warten muss, bis meine Richtung sichtbar wird. Nicht, dass es in der Theorie nicht bereits bekannt gewesen wäre, aber Wissen besitzen und verinnerlicht haben, ist doch irgendwie ein Unterschied.
Weiterhin verstehe ich jetzt den vielzitierten Satz: „Never argue with the market“. Immer, wenn ich mit dem Markt schimpfe, schimpfe ich in Wahrheit mit mir selbst. Dieser Erkenntnis habe ich es zu verdanken, dass im vergangenen Monat erstmals kein Rachetrade anlief.
Geheimbund
Ich habe immer wieder von einer Einheit gehört, die sich „Institutionelle“ nennen. Das ist die Gruppierung, die für die jeweiligen Kursbewegungen verantwortlich gemacht wird. Ich fange derzeit an zu forschen, wer denn damit im Detail gemeint ist, wie diese Einheiten die Kurse bewegen und welche Rolle dabei die Medien und Erschaffer von Preiszielen spielen.
In jedem Falle bin ich mir schon sicher, dass die Emotionen der Anleger lange bekannt sind und man bewusst mit diesen Emotionen spielt bzw. sich darauf verlässt. Sobald ich dahintergekommen bin, brauche ich mich nur noch entsprechend zu positionieren. Klingt doch ganz einfach.
Rache
Auf dem Boden kniend und mit den Händen über dem Kopf musste ich um Vergebung bittend laut verkünden, dass ich viel zu oft ein persönliches Spiel mit Aktien gespielt habe. Einmal Geld damit gewonnen, versuchte ich, das (auf einem höheren Preislevel) wieder zu schaffen. Ging das schief, wurde es langsam persönlich. Dabei ist es doch viel klüger, mein Setup anderswo zu suchen, ein Stückchen Profit herauszuschneiden und dann weiterzuziehen.
FOMO
Gestern dachte ich, bei der grünen Kerze muss ich noch mit dabei sein. Heute denke ich, dort sind die armen Schweine, die den Unteren den Gewinn ermöglichen. Ich fange an, diese Perspektive zu mögen.
Statistischer Vorteil
Diesen Begriff hatte ich in der jüngsten Zeit öfters vernommen. Ich beginne zu begreifen, was es damit auf sich hat (…).
Kreativität
Es ist noch mehr in meiner Birne, aber ich will den Bogen nicht überspannen und hebe mir den Rest für den nächsten Report auf. Spoiler: Ich entdecke gerade die Macht der Long-PUT’s. Vor allem, wenn der Kurs ganz oben ist.
Nutzung von RSI für Einstiege bei Optionen möchte ich ebenfalls anteasern.
Selbstmord
Da ich derzeit alte Beiträge überarbeite, kam ich nicht umhin, über dieses dunkle Kapitel meiner Karriere zu stolpern. Ich bin erschüttert über so viel Unbedarftheit, Risikoignoranz, Impulsivität und Planlosigkeit. Ich musste nach Durchlesen dieses Berichtes mehrfach „Oh mein Gott“ ausrufen. Deutlicher kann man einen „Boom and Bust Trader“ nicht dokumentieren. Oh my fucking god.
Barometer
Ich sah mich gezwungen, mein Barometer an meine aktuelle Wissensbasis anzupassen:
- Risiko beachten und kalkulieren: 7/10
- Dem Trend folgen: 8/10
- Keine Meinung manifestieren: 8/10
- Impulskontrolle: 3/10
Challenge²
Je mehr ich begreife, wie der Hase läuft und welche Aktion jetzt angebracht wäre, desto öfter spüre ich eine starke Angst, die mich blockiert. Das Trauma, welches ich mir mit den starken Verlusten eingefangen habe, sitzt tief und fest. Langeweile geht anders.
12/12 Strategie
Hier musste ich eine Position vorzeitig schließen, diese stand jedoch schon so weit im Gewinn, dass ein weiteres Festhalten unnötig gewesen wäre. Damit ergibt sich folgende Aufstellung:
- Monat 1/12 = Eingebucht + Verkauft = 17,70$
- Monat 2/12 = Vorzeitig geschlossen = 29,00$
- Monat 3/12 = Vorzeitig geschlossen = 58,00$
- Monat 4/12 = Vorzeitig geschlossen = 41,00$
- Monat 5/12 = ?
- Monat 6/12 = ?
- Monat 7/12 = ?
- Monat 8/12 = ?
- Monat 9/12 = ?
- Monat 10/12 = ?
- Monat 11/12 = ?
- Monat 12/12 = ?
PRS
Mein PR-System hat bislang einen akzeptablen monetären Erfolg abgeliefert, teilweise leiden meine Nerven aber ordentlich darunter. Jeden Tag das Minus sehen zu müssen, nagt an mir. Aber ich will es ja so. Ich muss nur aufpassen, dass es nicht zu einer Ausschüttung von Cortisol kommt und ich dann nur noch flüchten will. Das ich dem nicht widerstehen kann, hat mir die Vergangenheit mehr als einmal bewiesen.
Meine Positionen für PRS sind derzeit O, CBP, KHC, BAC und TSLA. In Zukunft soll der Fokus auf Dividendenwerten liegen bleiben. Ich denke, ein Verhältnis von 80 zu 20 sollte passen. Das ich aktuell nicht mehr Positionen habe, liegt an der Auslastung meiner Margin.
Zitat des Monats
„Die Mehrheit der angehenden Trader überleben die Lernkurve nicht.“
Dividenden
Für die Zeiträume, an denen ich nicht in die Monitore starren mag, sollen die Dividenden Kapital einbringen. Dafür habe ich zwei ETF Positionen erstellt. Die Ausschüttungsquote ist ordentlich und gezahlt wird monatlich. Es handelt sich um die Kandidaten QYLD & RYLD. Die Gebühren sind recht hoch, aber insgesamt stimmt die Rechnung. Kursgewinne habe ich damit nicht auf dem Schirm. Nett vom Markt, dass die Kurse zwei Wochen nach Kaufdatum ordentlich abgerauscht sind.
Summa summarum komme ich beim Money Report April 2024 bei den Dividenden auf folgende Werte:
Entnahmen
Ein Tausender hat gereicht:
Ausblick
Wie man an diesem langen Beitrag erkennen kann, verbrennt meine Kohlenstoffeinheit für das Finanzthema aktuell sehr viel organisches Material. Ich bin deshalb mittlerweile stark ausgebrannt und es ist gut möglich, dass ich mich dem Thema wieder eine Weile entziehen werde. Macht aber nix, Moneten kommen trotzdem rein.
Zielsetzung
Ich habe mich zudem mit meiner Zielsetzung auseinandergesetzt. Ich stelle fest, dass ich mich, wie bereits vermutet, ausführlich dem Thema Trading widme, weil es nach meinem derzeitigen Wissenstand keinen besseren Maßstab für die Persönlichkeitsentwicklung gibt. Der Kreis schließt sich somit und mein Schicksal musste mich zwangsläufig zu diesem Thema bringen.
Es ist also die Selbstkontrolle, der Weg zum Zen-Meister, der mich fasziniert. Je näher ich diesem Ziel komme, desto grüner sollte das Depot werden.
Wir werden sehen.
Der Money Report April 2024 ist damit bei NSA & Co abgespeichert und ich widme mich wieder der steten Selbstbetrachtung.
Sehr interessanter Artikel. Vielen Dank.
Die beiden Covered Call ETFs sind spannend. Denn QLYD kannte ich schon, den RYLD noch nicht.
Über welchen Broker kaufst du den RYLD. Ich hab ihn bei der ING über die Börse Berlin gefunden. Dort wird er aber als thesaurierend angegeben. Das ist aber ein Ausschütter, oder?
Ist das die korrekte ISIN: US37954Y4594?
Vielen Dank und weiter so.
Lieben Dank für dein Feedback und deine Fragen. Der ETF schüttet monatlich aus, die ISIN ist korrekt und ich habe mein öffentliches Depot bei Interactive Brokers (Captrader).