Daytrading

Meine Erfahrungen im Daytrading

Fehlende Volatilität ist der Feind eines jeden Daytraders. Diese ist nur eine von vielen Erkenntnissen, welche ich in den vergangenen Wochen gewinnen durfte. Dazu gesellten sich jede Menge „Aha-Momente“. Ich bin zudem sehr erstaunt darüber, wie stark Emotionen einem in die Parade fahren. Mir ist nun absolut klar, warum 90% der Daytrader keinen Erfolg haben. Deshalb berichte ich dieses Mal wieder über meine Erfahrungen im Daytrading.

Der Neandertaler und die Börse

Es gibt gelegentlich Trades, die laufen nach dem erlernten Muster ab, frei von Gefühlen. Der Großteil jedoch weckt in mir Gier und Fomo. Ich bin teilweise erschrocken, wie stark diese Emotionen auftreten. Gibt man dem nach, ist der Verlust vorprogrammiert. Zum Glück habe ich in den letzten Jahren intensiv meine Gefühle beobachtet und eingeordnet. Das macht mir das Leben im Allgemeinen und auch im Daytrading einfacher.

FOMO

Der Begriff FOMO (Fear Of Missing Out) dürfte bekannt sein. Im Intradayhandel tritt er vorzugsweise beim Wachsen einer grünen (Long) oder roten (Short) Kerze auf. Je schneller diese steigt, desto intensiver das Gefühl. Hier einzusteigen birgt ein sehr hohes Risiko, insbesondere bei Handelsbeginn und einem fehlenden Stop-Loss.

GIER

Die Gier taucht auf, wenn der Trade in den Gewinn läuft. Man neigt dazu, seinen Take-Profit höher zu legen und seinen Stop-Loss nicht nachzuziehen. Rückblickend habe ich mit diesem Verhalten, anstatt kleine Gewinne mitzunehmen, Buchverluste und tatsächliche Verluste generiert.

Verpasste Chance

Als dritte Emotion entdeckte ich das bereits bekannte Gefühl der verpassten Chance. Ein Trade wird im Gewinn durch ein Stopp-Loss realisiert. Kurz danach steigt der Kurs noch weiter. Gibt man dem nach, führt das oft zu einem fehlenden oder zu niedrig angesetzten Stopp-Loss.
Zudem kann man mit dem Cash jederzeit wieder einsteigen. Diese Erkenntnis liegt eigentlich auf der Hand, wird aber gerne vergessen!

Gedankensalat

Auszugsweise zitiere ich einige meiner Gedanken (welche nicht in Handlungen überführt werden) beim Trade:

  • Komm schon geh jetzt nach oben du #&% Kerze
  • Warum zum Geier bin ich eben nicht eingestiegen
  • Mach schon, nur noch einen Euro mehr nach oben
  • Mensch, ist das einfach, Geld zu verdienen
  • Na gut, verkaufe ich halt nächste Woche
  • Ok, wird eine langfristige Position
  • Bitte, gehe wieder nach oben
  • Ach, ich brauch keinen Stop-Loss
  • Warum mache ich das alles hier

Der Besserwisser

Sehr stark ist die Neigung, es besser zu wissen und einen Trade nicht innerhalb der Vorgaben durchzuführen. Ich muss zugeben, immer mal wieder in dieses Problem zu laufen. Obwohl ich mehrfach schlechte Erfahrungen damit gemacht habe.

Vorbilder

Im Grunde genommen habe ich mein derzeitiges Wissen hauptsächlich auf Youtube gewinnen können.
Vorsichtig bin ich bei Quellen, welche Erfolge aus der Vergangenheit breitschlagen oder am Ende des Videos die geheimen Tricks gegen Bezahlung anbieten. Attraktiver finde ich Einzelcoachings, die bereits erlangte Fähigkeiten vertiefen können. Scheitert man bereits an dieser Hürde, sollte man sein Geld lieber woanders investieren.

Tagebuch

Das Tradingjournal ist ein Dokument oder Buch in dem alle Trades eingetragen werden. Ich gebe zu, dass dies für den Lernerfolg sehr hilfreich ist. Ich führe es jedoch nur in einer minimalistischen Ausgabe:

Handelsplan

Die Wichtigkeit eines solchen Planes wurde mir erst bei der Anwendung klar. Sobald die Emotionen auftauchen und man keinen Plan hat, wird die Reise ungemütlich. Der Handelsplan beinhaltet viele Dinge. Was wird gehandelt, welche Strategie und Handelslogik wird verwendet.
Zudem lege ich vor jedem Trade fest, wo der Einstiegskurs liegt, dass Stop-Limit gesetzt werden soll und welchen Gewinn ich mitnehmen will. Klettert der Kurs weiter nach oben, wird das Limit angepasst.

Meine Strategie

Im Fokus stehen bei meiner Aktienauswahl News und Trends. Erholungen nach Rücksetzern nutze ich ebenfalls. Dazu gesellen sich Werte, die über einen längeren Zeitraum innerhalb einer erkennbaren Spanne volatil sind. Meine Handelseinheit ist der 5 Minuten Chart.
Der perfekte Kandidat: Ein Handelswert befindet sich über der 200 Tage Linie, ist im Aufwärtstrend und steht positiv in den Nachrichten. Der Gegenpol ist als Short Trade ebenfalls attraktiv: Negative Schlagzeilen und bereits im Abwärtstrend.
Auch gut: Ein Wert schwankt z.B. zwischen 2500€ & 2700€. Hier ist das Risiko für mich höher, aber ich habe im Swing Trading schon positive Erfahrungen damit gemacht.
Finde ich keine passende Handelsgelegenheit (Handelssetup), mache ich wieder den Frosch nach.

Erfolge

Verluste sind kaum noch ein belastendes Thema für mich. Ich sehe diese Verluste als Betriebsausgaben an. Es gibt also einen Umsatz, Ausgaben und einen Gewinn.
Wie bei einer Firma muss das Geschäft jedoch profitabel bleiben.
Größere Beträge zwischen 8000 und 20.000€ als Grundlage für einen Trade gehen leichter von der Hand als früher. Es hilft mir unheimlich beim Handelsplan und dessen Umsetzung das Risiko auf 100€ oder weniger zu begrenzen.
Stop-Loss setzen war früher nie ein Thema für mich. Die Devise lautetet „By and Hold“. Viele Werte in meinem Depot verhalten sich immer noch so. Nicht aber meine Handelspositionen, da bin ich (fast immer) konsequent.

Niederlagen

In der ersten Woche lief alles prima. Wie ich heute weiß, war das kein Können, sondern der Tatsache geschuldet, dass die Märkte insgesamt gestiegen waren. Mit Buy & Hold hätte ich deutlich höhere Gewinne eingefahren.
Der erste große Verlust war heftig. Gefühle von Leugnung und Scham überkamen mich. Ich befand mich in einer Schockstarre, war nicht in der Lage einen Stop-Loss zu setzen und ging viel zu spät aus dem Trade raus. Um dann eine Stunde später zu erkennen, dass der Markt komplett gedreht hatte und die Verluste doppelt unnötig waren.

Noch zu lernen

Nach vier Wochen Daytrading stelle ich fest, dass ich selbst mein größter Gegner bin. Immer wieder falle ich in alte Verhaltensmuster. Naja, das wird (hoffentlich) schon, denn das Depot wächst schließlich mit mir.
Am schwierigsten ist meine emotionale Lage beim Trade. Jedes Mal steigt mein Puls stark an. In etwa so, als wäre ein Mammut hinter mir her. Das macht wirklich müde. Sollte ich dieses Problem nicht irgendwann in den Griff bekommen, werde ich genau daran scheitern.

Cash vs. Margin Konto

Ich war doch ziemlich erstaunt, als ich eine Position eröffnen wollte, mir aber trotz einem angezeigten Cash Bestand von 44.000$ angezeigt wurde, dass ich nur ca. 6.000$ zur Verfügung hätte. Ich kam dann irgendwann dahinter, dass beim Cash Konto die T+2 Settlement Regel greift. Damit konnte ich den Trade nicht durchführen und ich musste schmerzhaft mitansehen, wie dieser Trade der Beste der Woche gewesen wäre. Naja, hätte hätte.
Also hatte ich einen Wechsel auf das Margin Konto beantragt. Dieses wurde nach 2 Tagen eingerichtet. Jetzt steht mir das Kapital nach einem Trade sofort wieder zur Verfügung. Allerdings wurde ich wieder zurück in die 1. Klasse versetzt und setzte mich zunächst mit Margin & Co. auseinander.

Software

Ich kam mit der TWS doch recht schnell an meine Grenzen. Das Setzen eines Trades ist viel zu umständlich und langsam. Will man zudem tiefer in die Materie eintauchen (Stichwort Footprint), ist man völlig aufgeschmissen. Deshalb arbeite ich mich derzeit in die Plattform NinjaTrader ein.

Fazit

Daytrading ist fordernd und alles andere als leicht. Für mich ist die Technik leicht erlernbar, aber die Emotionen stehen mir im Weg. Trotzdem ist es spannend, so nah am Markt zu sein.

Ausblick

Die nächsten Monate werden über Erfolg oder Niederlage entscheiden. In jedem Falle werde ich wieder über meine Erfahrungen im Daytrading berichten.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert